Johann Sebastian Bach: Johannes-Passion |
Eine eindrucksvolle Vertonung der Leidensgeschichte Jesu erklang am Karfreitag in der Marktgrafenkirche Seibelsdorf: Die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach Ergreifendes Konzert über den Tod Jesu " "Und neigte das Haupt", lässt Johannes Puchleitner erklingen. Als Evangelist stellte der Tenor jedes einzelne Wort in Schlichtheit und doch höchster Eindringlichkeit dar: deutlich in der Aussprache, sicher in der Intonation und mit einer Einfühlsamkeit, mit der er die Geschehnisse noch einmal fast schmerzhaft spürbar machte." Von Heike Schülein (Fränkischer Tag, 2. April 2013) Seibelsdorf.Gebannte Angespanntheit und Tränen in den Augen der Zuhörer. Der Tod Jesu naht: "Es ist vollbracht" singt Stefanie Schmitt. Direkt vor dem Tod Jesu am Kreuz heißt es in einer Arie: "Der Held aus Juda siegt mit Macht. Und schließt den Kampf. Es ist vollbracht." "Es ist vollbracht" - nach der Passionsgeschichte im Johannes-Evangelium die letzten Worte Jesu am Kreuz. Stille folgt. Die Ergriffenheit verschlägt einem geradezu den Atem. Jesus stirbt am Kreuz. Die Kreuzigungs- und Sterbeszene zählt zu den eindringlichsten Momenten der Johannes-Passion. Zwei Stunden gingen am Karfreitag die ergriffenen Besucher der Marktgrafenkirche den Weg des Leidens und Sterbens Jesu mit - machtlos und ohnmächtig gegenüber der wachsenden Erregung der Menge, dem Jesus entgegen geschleuderten Hohn und Spott und der hasserfüllten Schreie "Kreuzige, kreuzige", die von allen Seiten auf ihn hernieder prasselten. Geradezu wie Balsam nach allem Hohngelächter erklingt der sanfte Choral "In meines Herzens Grunde". Doch dann naht die Szene am Kreuz, die den Zuhörern die Kehle zuschnürt und bei der man sich der Tränen nicht zu schämen braucht. "Und neigte das Haupt", lässt Johannes Puchleitner erklingen. Als Evangelist stellte der Tenor jedes einzelne Wort in Schlichtheit und doch höchster Eindringlichkeit dar: deutlich in der Aussprache, sicher in der Intonation und mit einer Einfühlsamkeit, mit der er die Geschehnisse noch einmal fast schmerzhaft spürbar machte. Auch die weiteren Mitwirkenden präsentierten ihre Musik - Ton um Ton, Wort um Wort - tatsächlich auf solch eindringliche Art und Weise, dass man meinte, Teil der Handlung zu sein und alles vor seinem geistigen Auge sehen zu können: Den Aufruhr und die Erregtheit, den Sarkasmus und das Geschrei der sensationslüsternen Menge bei der Verurteilung. Die durchwegs ausdrucksstarke Solistenriege überzeugte vollends. Virtuos übernahm Bariton Rainer Grämer den Part von Petrus und Pilatus. Sowohl das Popp-Consortium als auch der Dekanats-Chor Kronach waren von Dekanatskantor Marius Popp exzellent vorbereitet und zu einer großartigen Leistung inspiriert worden. Mit viel Einfühlungsvermögen gelang dem einsatzgenauen Popp-Consortium die dramatische klangmalerische Umsetzung. Der Dekanats-Chor intonierte sauber und textverständlich. Mit starkem Gestaltungswillen vergegenwärtigte er die Bildhaftigkeit und Eindringlichkeit der Leidensgeschichte des Sohnes Gottes. Gemeinsam schufen die Akteure eine wehmütige Atmosphäre, der sich niemand entziehen konnte und die gerade in Kirchen eine neue Dimension erreicht. Hier klingen die Worte noch intensiver. Hier klingt die Musik noch bewegender. Das liegt an der Akustik, an der Kraft des Raumes. "Herr Jesu Christ, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich!" - Voller Hoffnung beendete der Chor schließlich die Passion. Zurück hinterließ die rundum gelungene Aufführung voller Inbrunst und Tiefe einen tiefen, spirituellen und nachhaltigen Eindruck. Die Zuhörer brauchten zunächst einige Zeit, um wieder "zu sich" zu finden: zu aufgewühlt, zu schmwerzvoll berührt waren sie von dem Erlebten, um sofort wieder im "Jetzt" ankommen zu können.
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