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Enjott Schneider: Schwabenkindermesse Drucken E-Mail

Weingarten - Gut 500 Besucher haben am frühen Samstagabend den Weg in die Basilika gefunden, um der deutschen Uraufführung der Schwabenkinder-Messe von Enjott Schneider unter der musikalischen Leitung von Guntram Simma beizuwohnen. Sie erhoben sich nach dem sanften Ausklingen des fünften Satzes, des Agnus Dei, von ihren Bänken und spendeten minutenlangen Applaus. Viel Zuspruch erhielt dieses "große Experiment", wie es Projektleiter Ernst H. R. Büttner nannte. Das, was Guntram Simma aus der Filmmusik von Enjott Schneider gemacht habe, sei gewaltig.

Schwabenkinder-Messe ist ergreifend

"Hier kamen die Solostimmen zur vollen Geltung, überzeugte Johannes Puchleitner mit einer sehr klaren Aussprache und einer unpathetischen Betroffenheit, was aufrechten klanglichen Widerhall fand. Beglückt und tief berührt sind die Zuhörer aus dieser Missa Brevis herausgegangen."

Von Babette Caesa (Schwäbische Zeitung, 11. Juni 2012)

Anders, nicht so starr wie reine liturgische Messen, sondern eingängiger und verständlicher sei die Musik, lauteten Besucherstimmen. Der Basilikachor, einstudiert von Stephan Debeur, und der Vorarlberger Madrigalchor zusammen mit dem Collegium Instrumentale Dornbirn hätten besonders gut gefallen. Gefragt nach dem Bezug zur Geschichte der Schwabenkinder, ob das mit Anlass für den Konzertbesuch war? Ja, viele bekundeten ihr generelles Interesse, würden Berichte über das "Schabengehen" lesen und einen Besuch der Ausstellung im Bauernhaus-Museum Wolfegg planen.

Uraufführung schließt den Kreis

Museumsleiter Stefan Zimmermann begrüßte die Zuhörer an diesem für das Museum ungewöhnlichen Ort, wo die Schwabenkinder einst ihren einzigen freien Tag, den Blutfreitag, hatten. 27 Museen in fünf Ländern nehmen an dem EU-Projekt zur erstmaligen Aufarbeitung des Themas teil und das mit sehr guter Resonanz. Hier in der Basilika mit dieser Aufführung schließe sich ein wenig der Kreis der Geschichte ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Schwabenkinderzeit. Die Musik solle aus sich heraus sprechen, schickte Guntram Simma dem Konzert voraus, das mit liturgischen Stücken von Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn-Bartholdy anhob.

Der nachfolgenden Schwabenkinder-Messe hat Guntram Simma ein Bläserensemble an die Seite gestellt. Sei doch die Cäcilien-Messe von Charles Gounod, auf die Enjott Schneider Bezug genommen hat, eine pompöse Kathedralmusik. Mit den Bläsern nun habe das an sich kleine Orchester eine Chance gegen den Riesenchor. Sopran Judith Bechter und Tenor Johannes Puchleitner gaben die Solistenpartien. Eindrücklich mit charaktervoll ausmodellierten, fein geschliffenen Tonhöhen in Mendelssohn-Bartholdys Salve Regina mit Sopransolo, während Johannes Puchleitners Stimme erst im "Kommet herzu" aus Psalm 95 anfing sich durchzusetzen. Im Dialog mit dem hell strahlenden Sopran und kraftvollen polyphonen Chorsätzen.

So wie Mozarts vorangegangenes Misericordias Domini zuversichtlich machte, öffneten sich mit dem triumphierenden "Kommet herzu" die Herzen für die Schwabenkinder-Messe. Mit dem Kyrie in dunklem solistischem Timbre. Im Kontrast dazu die einfallenden Bläsersätze, welche die Melancholie und die Beschwernis der in die Fremde ziehenden Kinder widerspiegelten.

Aus den Reihen der Streicher, Klarinette und Oboe brachen filmmusikalische Meldiebögen durch, was das Eingängige weiter Partien ausmachte. Aber nicht zu Lasten des Messecharakters. Das von Johannes Puchleitner angestimmte "Gloria" gestaltete sich unter Guntram Simmas behändem Dirigat zu einem dicht verwobenen Geflecht aus zurückgenommenem und vorwärts drängendem Chor und Orchester. Beruhigt durch einem Hornbläserauftakt und Judith Bechters "Sanctus", in den der Chor wiederum eingriff mit einem aufwallenden Hosanna.

Das Dumpfe von Bläsern und Celli im "Benedictus" mochte am ehesten an die Ödnis, die Verlassenheit und ungewisse Zukunft der Kinder während ihrer Märsche über die noch schneebedeckten Alpenpässe erinnern. In dem das "Hosanna in excelsis" wie ein Aufschrei, ein Auflehnen anmuten mochte. Sanfte Flötenklänge leiteten das Agnus Dei ein, das an den Beginn des Films "Schwabenkinder" mit dem Lawinentod von Kaspars Mutter anknüpft und damit dessen trauriger Lebensweg beginnt.

Hier kamen die Solostimmen zur vollen Geltung, überzeugte Johannes Puchleitner mit einer sehr klaren Aussprache und einer unpathetischen Betroffenheit, was aufrechten klanglichen Widerhall fand. Beglückt und tief berührt sind die Zuhörer aus dieser Missa Brevis herausgegangen.

 
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