Das Oratorium "Paulus" erklang am Sonntag in St. Moriz. Marius Popp dirigierte den Konzertchor Coburg Sängerkranz, den Dekanatschor Kronach und die Vogtland Philharmonie. "Mache Dich auf, werde Licht" "Weitgehend ausgeglichen besetzt waren die solistischen Vokalpartien. (...) Umfangreiche Aufgaben hatte Johannes Puchleitner zu bewältigen, der bereits mehrfach an gleicher Stelle überzeugte. Sein schlanker, hell timbrierter Tenor entfaltete sich auch in der Höhe tragfähig und prägnant." Von Jochen Berger (Coburger Tageblatt, 13. Oktober 2009)
Coburg - Einen gewichtigen Beitrag zum musikalisch vielfältigen Coburger Mendelssohn-Jahr erlebten am Sonntag zahlreiche Zuhörer in der Morizkirche. Der Konzertchor Coburg Sängerkranz, unterstützt vom Dekanatschor Kronach, präsentierte eine eindringliche Aufführung des zwischen 1834 und 1836 entstandenen Oratoriums "Paulus". Schon die sehr sorgfältig gestaltete Ouvertüre weckte hohe Erwartungen. Dabei achtete Marius Popp am Dirigentenpult in der ruhigen Einleitung auf einen weichen, abgerundeten Klang, sorgte aber auch in dem folgenden fugierten Abschnitt für Transparenz in der Stimmführung. Zudem gelang es Popp und der konznetriert musizierenden Vogtland Philharmonie Greiz-Reichenbach, die Choralmelodie "Wachet auf, ruft uns die Stimme" als Cantus firmus stets prägnant hervortreten zu lassen. Mit anpassungsfähigem, konzentriertem und durchweg klangvollem Musizieren bot die Vogtland Philharmonie den sicheren Rückhalt einer spannungsvollen und lebendigen Aufführung. Aber auch der Chor überzeugte gleich bei seinem ersten Einsatz ("Herr, der du bist der Gott"). Der Konzertchor Coburg und der Dekanatschor Kronach präsentierten sich dabei als homogen agierender vokaler Klangkörper, der stets konzentriert den differenzierten gestalterischen Vorstellungen seines Dirigenten folgte. Das galt beispielsweise für die an zentralen Stellen des Oratoriums platzierten Choralsätze, die Marius Popp ruhig im Gestus und mit innigem Ausdruck singen ließ. Das galt aber auch in besonderem Maß für die lyrischen Chorsätze mit weit geschwungenen melodischen Bögen, die mit kantabler Phrasierung interpretiert wurden ("Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben"), sowie für die hymnisch gesteigerten Abschnitte ("Mache Dich auf, werde Licht"). Sehr nachdrücklich in Szene gesetzt wurden aber vor allem jene Chorsätze, in denen erregte Volksmengen zu Wort kommen ("Dieser Mensch hört nicht auf zu reden Lästerworte wider Moses und wider Gott", "Weg, weg mit dem"). Gerade bei diesen Chorsätzen achtete Marius Popp darauf, den jeweiligen Charakter möglichst prägnant heraus zu arbeiten. Dabei gelangen immer wieder sehr nachdrücklich geformte Klangbilder ("Steiniget ihn"). Weitgehend ausgeglichen besetzt waren die solistischen Vokalpartien. So gefiel Ingrid Peppel mit lyrischem Sopran in den anschaulich gestalteten Rezitativen ebenso wie bei den ariosen Teilen ("Jerusalem, die du tötest die Propheten"). Umfangreiche Aufgaben hatte Johannes Puchleitner zu bewältigen, der bereits mehrfach an gleicher Stelle überzeugte. Sein schlanker, hell timbrierter Tenor entfaltete sich auch in der Höhe tragfähig und prägnant. In der Titelpartie als Paulus überzeugte der Bariton Ralph Heiligtag (vor wenigen Tagen bereits als sensibler Liedinterpret beim Coburger Literturkreis zu erleben - Tageblatt vom 7. Oktober) vor allem mit den lyrischen Qualitäten seines, schlanken, sicher geführten Baritons. In den dramatischen Passagen ("Vertilge sie, Herr Zebaoth") fehlte seiner Stimme allerdings bisweilen die dramatische Durchschlagskraft. Vor allem durch dunkles Timbre überzeugte Altistin Elke Burkert, deren gestalterische Sorgfalt sich in den lyrischen Passagen besonders nachdrücklich entfaltete. Nahtlos ergänzt wurde das Solistenensemble in kleineren Einsätzen durch die Bassstimmen von Walter Klose und Rainer Grämer. Als Fernchor von der Orgelempore herab setzten die Auswahlchöre des Gymnasiums Alexandrinum (Einstudierung: Martin Kleiner) und des Gymnasiums Casimirianum (Einstudierung: Hans-Jürgen Hofmann) in zwei Stücken (besonders wirkungsvoll: "Saul, was verfolgst du mich") sehr effektvolle Akzente. Dass diese Aufführung am Ende mit begeistert ausdauerndem Beifall bedacht wurde, lag nicht zuletzt an Marius Popps überaus engagierter musikalischer Leitung. Stets war sie getragen von sensiblem Gestaltungswillen. Vor allem achtete der Kronacher Dekanatskantor darauf, das (samt Pause) zweidreiviertel Stunden dauernde Oratorium nicht in eine Folge schöner Einzelnummern zerfallen zu lassen. Vielmehr war er immer wieder bestrebt, den textlichen Gesamtzusammenhang hervortreten zu lassen, die Choräle beispielsweise bewusst als reflektierende Ruhepunkte erscheinen zu lassen. Auch bei einigen heiklen Passagen mit kleineren intonatorischen Problemen oder bei rhythmischen Schwankungen behielt er den Überblick und führte die Chöre und das Orchester zu einer homogenen, spannungsvoll lebendigen Wiedergabe, die denn auch mit ausdauernd begeistertem Beifall bedacht wurde. |