Zum 150-jährigen Bestehen der Christuskirche wurden die Suite Nr. 3 in D-Dur von Johann Sebastian Bach sowie das Messias-Oratorium von Georg Friedrich Händel aufgeführt. Aufführung aus einem Guss "Mit den Solisten hatte man eine hervorragende Wahl getroffen. Tenor Johannes Puchleitner schlug die zahlreichen Zuhörer sofort mit seinem Accompagnato-Rezitativ in seinen Bann, dessen Volumen den gesamten Kreiskulturraum ausfüllte." Von Heike Schülein (Frankischer Tag, 26. September 2011)
Kronach - Wer kennt nicht das triumphale "Halleluja" von Händel, die gewaltige Krönungshymne für den König der Könige. Doch gilt dies auch für das großartige Oratorium "Der Messias", aus dem dieser "Chor-Hit" stammt? Das gewaltige Werk, bei dem das "Halleluja" nur einer von vielen mitreißenden Chören ist, kennen zu lernen, dazu bot die eindrucksvolle Aufführung am Samstagabend im Kreiskulturraum Gelegenheit. Dargeboten wurden Teil 1 und 2. Inhaltlich umfasst das dreiteilige Oratorium Advent und Weihnachten im ersten Teil, die Passion und Auferstehung im zweiten Teil und die Bedeutung der Geschichte Christi für das Heil des Einzelnen im kurzen Schlussteil. Es ist also keine reine Weihnachtsmusik, sondern stellt das weihnachtliche Geschehen in einen größeren Zusammenhang. Die Uraufführung, eine Wohltätigkeitsveranstaltung, erfolgte am 13. April 1742 Schon mehrmals demonstrierten die Sängerinnen und Sänger des Dekanats-Chors Kronach, des Lehrerchors sowie des Konzertchors Coburg Sängerkranz, dass sie große Werke der Chorliteratur mit sicherem Stilbewusstsein und großer Geschlossenheit wiederzugeben verstehen. Dieses Mal ließ sich die Gemeinschaft auf ein Werk ein, das ein Meilenstein seines Genres ist - ein Prüfstein dazu. Und dem wusste der Chor trefflich zu begegnen - von der stimmgewaltigen Wucht der Lobpreisung bis zur delikaten Piano-Raffinesse. Wunderbares Werk Die Vogtland-Philharmonie Greiz/Reichenbach bestritt den Orchesterpart. Als Solisten konnten Ingrid Peppel, Anna Lapkovskaja, Johannes Puchleitner und Eric Fergusson gewonnen werden - alles unter der Gesamtleitung von Dekanatskantor Marius Popp. Herausgekommen ist eine Aufführung aus einem Guss! Den Auftakt des Programms bildete eines der wunderbarsten Werke der Barockkunst - nämlich die Suite Nr. 3 in D-Dur von Johann Sebastian Bach. Kein Oratorium von Händel enthält so viele Chöre von höchst verschiedenen Charakter. Durch ihre unterschiedliche Komplexität und Machart stellen sie dem Chor immer wieder andere Herausforderungen. Der fröhlichen, fast tänzerischen Beschwörung der Herrlichkeit Gottes stehen düster gefärbte Chorsätze vom Gotteslamm, das die Sünden der Welt trägt, gegenüber. Koloraturenreiche, vielstimmige Partien wechseln mit ausdrucksstarkem Unisono. Schließlich, als Höhepunkt des biblischen Geschehens, das "Halleluja", bei dem die Sopranstimmen sich in immer höhere Höhen schrauben und das Absolute ahnen lassen. Die komplizierten vielstimmigen Sätze wurden mit großer Konzentration, Disziplin und Transparenz dargeboten, die bildkräftige Sprache Händels mit viel Ausdruck und Farbe vermittelt. Hervorragende Wahl Mit den Solisten hatte man eine hervorragende Wahl getroffen. Tenor Johannes Puchleitner schlug die zahlreichen Zuhörer sofort mit seinem Accompagnato-Rezitativ in seinen Bann, dessen Volumen den gesamten Kreiskulturraum ausfüllte. Dem Bass, Eric Fergusson, sind in diesem Oratorium dramatisch düstere Partien zugeteilt. Diese gestaltete er eindrucksvoll und mit einer großartigen und gefühlvollen Ausdruckstärke. Anna Lapkovskaja (Alt) verfügt über eine große Ausdruckspalette, mit der sie fröhlichen Jubel ebenso wie tiefe Trauer zu vermitteln weiß. Die starken, dramatischen Kontraste vermochte sie nachdrücklich darzustellen. Die Stärke von Ingrid Peppel (Sopran) lag in den empfindungsvollen Melodiebögen, die auch in höchsten Lagen warm und ansprechend klangen. Homogener Streicherklang Die Vogtland-Philharmonie Greiz/Reichenbach gefiel durch ihren homogenen Streicherklang. Sie erwies sich in der Wechselrede mit dem Chor und vor allem den Solisten als flexibler Gesprächspartner. Das Malerische in Händels Partitur wurde sehr schön herausgearbeitet. Der Dirigent des Abends, Dekanatskantor Marius Popp, meisterte seine große Aufgabe feinnervig, konzentriert, energisch und mit viel Engagement. Die Vielschichtigkeit dieses umfangreichen Werkes wurde mit Sinn für das dramatische Detail klar und plastisch herausgearbeitet. Es erklang frisch und mitreißend. Verharrten die Konzertbesucher beim "Halleluja" entgegen englischer Tradition noch auf ihren Sitzplätzen, so erwiesen sie mit minutenlangen stehenden Ovationen der großartigen Leistung der Mitwirkenden nachhaltig Reverenz. Das gemeinsam dargebotene "Halleluja" bildete schließlich den Höhepunkt des musikalischen "Geburtstagsgeschenks". |